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Fraunhofer IGD: Autonomer hochqualitativer 3D-Scan ohne manuelle Nachbearbeitung

Objekte jeder Größe und geometrischer Komplexität automatisiert erfassen

BildVom Urpferdchen bis hin zum Rückbau von Kernkraftwerken: Das Fraunhofer IGD hat den ersten autonomen 3D-Scanroboter entwickelt, der farbgetreue und präzise Scans in wiederholbar hoher Qualität liefert. Dieser ermöglicht es, Kulturerbe wie das 2023 in der Grube Messel gefundene Fossil eines Urpferdchens zu digitalisieren und in ein 3D-Modell zu überführen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Einsatzbereiche, wie die Entwicklung präziser Systeme für den Rückbau von Kernkraftwerken oder um in der Automobilindustrie Bauteile zu digitalisieren, wenn keine CAD-Modelle vorliegen. Die Technologie ermöglicht es, genaue 3D-Modelle ohne manuelle Nachbearbeitung anzufertigen. Sie wird bereits in den Bereichen Kulturerbe, Industrie, Forensik und Medizin angewendet.

Die Herausforderungen beim Digitalisieren von Oberflächen sind umfangreich: Metalle glänzen und reflektieren. Bei Edelsteinen sind es oft komplexe, feine Details und die Transparenz, die das Scannen schwierig machen. Das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD jedoch hat eine Lösung entwickelt, die die digitale 3D-Erfassung von Objekten unabhängig der Größe und geometrischen Komplexität ermöglicht.

Ausgangspunkt der Entwicklungen war die 3D-Digitalisierung von Kulturerbe-Gütern. Die Fraunhofer-Ausgründung Verus Digital GmbH bietet Museen und Archiven einen 3D-Scanroboter sowie 3D-Digitalisierungsleistungen an, während das Fraunhofer IGD seine 3D-Digitalisierungskompetenz nun auf andere Branchen und in industrielle Anwendungen überführt. Jetzt können beliebige Oberflächen nicht nur digital erfasst, sondern die daraus gewonnenen 3D-Modelle auch für spezifische Bearbeitungsprozesse wie autonomes robotergestütztes Entgraten, Entschichten, Lackieren oder Bedrucken genutzt werden.

Präzision für den Rückbau von Kernkraftwerken

Ein Beispiel für den Technologietransfer ist die Entwicklung einer hochpräzisen, autonomen, robotergestützten Entschichtungsanlage für den Rückbau von Kernkraftwerken. Pedro Santos, Abteilungsleiter Digitalisierung von Kulturerbe beim Fraunhofer IGD, erläutert: „Im Bereich des Kernkraftwerksrückbau sind die Herausforderungen enorm. Viele Rohre oder Stahlträger haben eine sogenannte Dekontbeschichtung, die Aktivität aggregiert. Die Rohre werden beim Rückbau herausgeschnitten und zerteilt, so dass kein CAD-Modell mehr ihre Geometrie beschreibt. Die aktivierte Schicht muss aber sicher entfernt werden. Bisher geschah dies entweder durch chemische Bäder oder durch manuelle Entschichtung unter Nutzung von Höchstdruckwasserstrahlverfahren. Allerdings muss die Strahlendosis jedes Mitarbeitenden ständig überwacht werden. Daher sind die Arbeitsschichten kürzer und es wird mehr Personal benötigt.“

„Da wir mit unserer Technologie individuelle Geometrien autonom und vollständig erfassen können, haben wir diesen Prozess automatisiert.“ So kann nun ein Roboter laut Santos beliebige Baugruppen in 3D erfassen und im Anschluss autonom in wiederholbar hoher Qualität entschichten, ohne dass eine Werkerin oder ein Werker sich in der durch Sprühnebel feuchten, lauten und potentiell gefährlichen Umgebung aufhalten muss. Das System des Fraunhofer IGD ist bereits seit sieben Monaten im Block A des Kernkraftwerks Biblis im Einsatz.

Technologieübertragung in die Asservatendigitalisierung und Forensik

Neben der Anwendung im Kernkraftwerksrückbau kommen die Systeme des Fraunhofer IGD auch in der Asservatendigitalisierung und der Forensik zum Einsatz. In einem Projekt mit der Polizei Hessen sollen die Asservatenkammern mittels 3D-Scanrobotern digitalisiert werden, um Beamten jederzeit und von überall her Zugriff auf hochauflösende 3D-Modelle von Beweisgegenständen zu geben, die an Tatorten sichergestellt wurden. Dadurch entfällt ein Transport dieser Gegenstände von der Asservatenkammer zur daran interessierten Dienststelle. Zudem wird es Dienststellen an unterschiedlichen Orten ermöglicht, gleichzeitig auf dasselbe Beweismittel zuzugreifen. In einem Projekt mit dem Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich werden bei Autopsien durchgeführte CT-Scans nun mit 3D-Oberflächenscans kombiniert, um charakteristische Merkmale von Todesursachen anhand der Korrelation beider Technologien zu identifizieren. „Diese Technik erlaubt es beispielsweise, Hautverfärbungen an einer Wunde mit der Eindringtiefe eines Tatwerkzeugs in einem einzigen 3D-Modell zu visualisieren“, erklärt Santos.

Technologieübertragung in die Automobilbranche

Auch im Automobilbereich ist die Technologie von großem Nutzen. Mit ihr können beispielsweise Old- und Youngtimer länger in fahrttüchtigem Zustand erhalten werden. Für viele historische Automobile gibt es irgendwann kein OEM (Original Equipment Manufacturer)-Ersatzteil mehr. Möchte ein Sammler oder eine Sammlerin einen historisch korrekten Nachbau, so wird teilweise nach alten Gussformen gesucht, um das Ersatzteil mit den alten Verfahren originalgetreu neu herzustellen. Das ist extrem kostspielig.

Eine günstigere Lösung ist, ein beschädigtes OEM-Bauteil mit Fraunhofer-Technologien in 3D zu digitalisieren, virtuell zu reparieren und es dann im 3D-Druck neu herzustellen. Je nach Verwendungszweck im Fahrzeug muss das Bauteil für sicherheitsrelevante Baugruppen zugelassen oder vom TÜV abgenommen werden. Weitere industrielle Anwendungen in der Automobilbranche umfassen beispielsweise die Veredlung bestimmter Baugruppen, wie der Bezug des Dashboards eines Herstellers mit einem individuellen Lederüberzug durch eine Sattlerin oder einen Sattler. Auch hier kann eine autonome 3D-Digitalisierung der Baugruppe Grundlage für ein individuelles Schnittmuster sein.

Entwicklung von Standards für die 3D-Farbkalibrierung

Um noch umfassender präzise digitale Modelle erstellen zu können, erweitert das Fraunhofer IGD seine autonomen 3D-Scanroboter sukzessive. Dazu gehört die multispektrale Erfassung von Oberflächen, aber auch die Entwicklung von Standards für die 3D-Farbkalibrierung, um auch in 3D weltweit vergleichbare Ergebnisse sicherzustellen, wie sie bereits in 2D existieren. „In den nächsten zehn Jahren konzentrieren wir uns darauf, die Ergebnisse verschiedener Messtechnologien wie beispielsweise 3D-Oberflächenscans, CT-Scans, Terahertz- und Ultraschallaufnahmen eines Objekts in ein konsolidiertes 3D-Modell eben dieses Objekts zu überführen (Digital Twin), um Ergebnisse verschiedener Messverfahren KI-basiert visualisieren, korrelieren und analysieren zu können“, so Santos.

„Digitaler Zwilling sichert langfristigen Zugang zu Kunst und Kultur“

Das Fraunhofer IGD präsentiert einen autonom in 3D erfassten und berechneten digitalen Zwilling auf dem Eurographics Workshop on Graphics and Cultural Heritage (GCH 2024) in Darmstadt. Zudem zeigen die Forschenden eine mit Fraunhofer-Technologie in Farbe gedruckte 3D-Replik des dritten vor kurzem in der UNESCO Welterbe Grube Messel entdeckten Urpferchens.

„Die Digitalisierung eines solch seltenen und kostbaren Stücks haben wir dem Fraunhofer IGD mit seiner jahrelangen Expertise im 3D Scanning anvertraut und wurden nicht enttäuscht. Der digitale Zwilling sichert einem breiten Publikum sowie Fachexperten auf der ganzen Welt den langfristigen Zugang zu Kunst, Kultur und den Schätzen der Natur“, betont Philipe Havlik, Geschäftsführer der Welterbe Grube Messel gGmbH.

Im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt stellen Forschende vom 16. bis 18. September 2024 neue Ansätze und Technologien für die digitale Wissensvermittlung im Kultur- und Naturerbe sowie ihre weitreichenden Einsatzmöglichkeiten vor.

Weiterführende Informationen:

Mehr zu den 3D-Scantechnologien des Fraunhofer IGD: https://fh-igd.de/pi-urpferd

Video zum 3D-Scan des Urpferdchens: https://www.youtube.com/watch?v=P8jgrHiKPP0&t=1s 

Verantwortlicher für diese Pressemitteilung:

Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD
Frau Daniela Welling
Fraunhoferstraße 5
64283 Darmstadt
Deutschland

fon ..: +49 6151 155-146
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email : presse@igd.fraunhofer.de

Über das Fraunhofer IGD:
Das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD setzt seit über 30 Jahren Standards im Visual Computing, der bild- und modellbasierten Informatik. Die rund 210 Mitarbeitenden des Fraunhofer IGD unterstützten Unternehmen und Institutionen der Branchen Automotive, Gesundheit und Pflege, Bioökonomie, Software- und IT-Wirtschaft, Maritime Wirtschaft sowie Kultur- und Kreativwirtschaft. Das Fraunhofer IGD bietet konkrete technologische Lösungen und hilft bei der strategischen Entwicklung. Die Forscherinnen und Forscher betreiben Problemanalyse, konzipieren Soft- und Hardwaresysteme, entwickeln Prototypen und realisieren und implementieren visuell-interaktive Systeme. Schwerpunkte sind Mensch-Maschine-Interaktion, Virtual und Augmented Reality, künstliche Intelligenz, interaktive Simulation, Modellbildung sowie 3D-Druck und 3D-Scanning. Das Fraunhofer IGD betreibt seit 1987 Spitzenforschung und begleitet an seinen drei Standorten Darmstadt, Rostock und Kiel den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel mit anwendungsorientierten Lösungen. Internationale Relevanz entfalten seine Produkte durch die Zusammenarbeit mit dem österreichischen Schwesterinstitut an den Standorten Graz und Klagenfurt sowie die Beteiligung an verschiedensten EU-Projekten.

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Wissenschaftsminister Timon Gremmels zu Besuch am Fraunhofer IGD

Augenprothesen aus dem 3D-Drucker, Schutz vor Cyberangriffen und die Bewahrung von Kulturerbe

BildAm 4. September 2024 besuchte Wissenschaftsminister Timon Gremmels das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt. Bei seinem Besuch erhielt er umfassende Einblicke in die aktuellen Forschungs- und Entwicklungsprojekte des Instituts im Bereich der angewandten Forschung, die für verschiedene Schlüsselbranchen von großer Bedeutung sind.

Das Fraunhofer IGD präsentierte dem Gast wegweisende Technologien aus dem Bereich Automotive und Manufacturing, die die Effizienz im Engineering und die Qualität in der Produktion durch visuell-interaktive Lösungen erheblich steigern. Im Geoinformationsmanagement wurde gezeigt wie KI und Urbane Digitale Zwillinge dazu beitragen, Planungen im kommunalen Umfeld zu beschleunigen. Auch im Bereich Gesundheit und Pflege gibt es eine Weltneuheit: Augenprothesen aus dem 3D-Drucker werden die bisherige, rein manuelle Herstellung individueller Prothesen ablösen und damit eine ganze Branche revolutionieren.

Ein weiterer Schwerpunkt des Besuchs lag auf ATHENE, dem nationalen Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit und größten und erfolgreichsten Forschungszentrum für Cybersicherheit in Europa. Hier wurden Technologien zur visuellen Analyse von Cyberangriffen und sichere biometrische Systeme präsentiert, die sowohl in hoheitlichen als auch in kommerziellen Anwendungen eine Schlüsselrolle spielen.

Daneben wurde das Zentrum für angewandtes Quantencomputing vorgestellt sowie die neuesten Entwicklungen in diesem Bereich, die das Potential haben, Fragestellungen und Probleme an denen selbst die leistungsstärksten Computer scheitern, einer Lösung und praktischen Anwendung näher zu bringen. ATHENE wie auch das Zentrum für angewandtes Quantencomputing werden vom Land Hessen gefördert.

Abschließend nahm Minister Gremmels an einer beeindruckenden Vorführung zur Digitalisierung von Kulturerbe und 3D-Drucktechnologie teil. Unter dem Motto „Von der Realität in die virtuelle Welt und wieder zurück“ wurde demonstriert, wie Kulturgüter digital erfasst und mithilfe modernster 3D-Drucktechniken originalgetreu reproduziert werden können, was neue Möglichkeiten für die Bewahrung und Wiederherstellung kultureller Artefakte eröffnet. „Für mich als Wissenschaftsminister, der ebenso für Kunst und Kultur zuständig ist, zeigt dieses Beispiel eindrucksvoll die Vielzahl von Möglichkeiten auf, die angewandte Forschung in unterschiedlichen Themenbereichen des Lebens eröffnet“, so der Minister.

Weitere Informationen unter: https://www.igd.fraunhofer.de

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Fraunhofer-Technologien im EU-Projekt ECHOES

Mit digitalen Zwillingen kollaborativ Herausforderungen der Kulturbranche meistern

BildDie Kulturbranche steht vor vielfältigen Herausforderungen: finanzielle Engpässe, rückläufige Besucherzahlen und der aufwändige Erhalt wertvoller Kulturgüter. Digitale Technologien bieten vielversprechende Lösungsansätze, um den Zugang zu Kunst und Kultur für ein breites Publikum langfristig zu sichern. Das Fraunhofer IGD trägt mit intelligenten Ansätzen zur Digitalisierung, Aufbereitung und Visualisierung sowie einer hochpräzisen Geometrie- und Materialrekonstruktion aktiv zum jüngst gestarteten EU-Projekt ECHOES bei. Ziel ist der Aufbau einer kollaborativen Cloud-Plattform für das europäische Kulturerbe.

Ob Präservation, Restauration oder Rekonstruktion: Die Digitalisierung von Kulturgütern bildet die Basis für den Erhalt wertvoller Kunstwerke und Artefakte und kann gleichzeitig auch deren Zugänglichkeit verbessern. Das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD arbeitet an Lösungen, um Statuen, Gemälde und Skulpturen in nie dagewesener Detailtiefe zu erfassen und virtuell auszustellen und so einen digitalen Zwilling des Kulturguts entstehen zu lassen.

Mit den Fraunhofer-Lösungen erfolgt die farbechte 3D-Digitalisierung beliebiger Objekte robotergestützt und vollautonom ohne manuelle Nachbearbeitung. „Für Archive und Museen sind sowohl eine wiederholbar hohe Qualität der Ergebnisse als auch eine Reduktion laufender Kosten entscheidend. Unsere Systeme bieten beides“, erklärt Pedro Santos, Leiter der Abteilung Digitalisierung von Kulturerbe. So entstehe eine digitale Replik, die das reale Kunstwerk detailgetreu in ein 3D-Modell überführt. Mit diesem kann sowohl wissenschaftlich gearbeitet werden, es lässt sich aber auch in optimierter Qualität zur Wissensvermittlung über das Web einsetzen.

Materialien mit KI rekonstruieren

Ein weiterer Schwerpunkt des Fraunhofer IGD liegt auf der Materialrekonstruktion an 3D-Objekten. Mit Künstlicher Intelligenz (KI) restaurieren die Forschenden beschädigte oder unvollständige Kulturgüter digital. Sie zeichnen etwa die Veränderung der Farbgebung über die vergangenen Jahrhunderte nach und stellen ursprüngliche Erscheinungsbilder wieder her. Die KI nimmt noch vorhandene Farbinformationen auf und erkennt zum Beispiel, welcher Teil der Statue Arm, Haar oder Kleid ist. Anschließend setzt sie die Färbung auf Basis der Vorhersage um. „Mit dieser Technologie tragen wir zur wissenschaftlichen Erforschung sowie zum Kuratieren virtueller Ausstellungen gleichermaßen bei“, erklärt Holger Graf, Abteilungsleiter Virtuelle und Erweiterte Realität.

3D-Kollaboration bringt Akteure der Kulturbranche zusammen

Mit seinen Lösungen unterstützt das Fraunhofer IGD den Aufbau einer europäischen kollaborativen Cloud-Plattform. Sie soll die Akteure der Kulturbranche, also beispielsweise Forschungseinrichtungen, Museen und Archive, vernetzen sowie mit verschiedenen digitalen Anwendungen und Services ausstatten und damit einen effizienten Wissensaustausch ermöglichen. „Neben dem Zusammenführen von Daten, Scans und Analysen steht die 3D-Kollaboration im Vordergrund“, erklärt Holger Graf. Die Fraunhofer-Ansätze ermöglichen es Interessierten, kooperativ Kulturobjekte und -güter in 3D zu visualisieren, gemeinsam zu annotieren und Ergebnisse zu dokumentieren.

Kick-off für EU-Projekt

Das im Rahmen des Programms Horizont Europa finanzierte EU-Projekt ECHOES ist bis 2029 mit 25 Millionen Euro ausgestattet. Damit stellt es eine der signifikantesten Investitionen dar, die jemals in Europa in eine Initiative für Cloud-Lösungen für das Kulturerbe und im weiteren Sinne für die Geistes- und Sozialwissenschaften getätigt wurde. ECHOES startete offiziell zum 1. Juni 2024, am 1. Juli fand die Kick-off-Veranstaltung zur Zusammenarbeit der 51 europäischen Partner statt. Die Laufzeit beträgt fünf Jahre.

Im Rahmen des EU-Projekts trägt das Fraunhofer IGD dazu bei, das europäische Kulturerbe auch für zukünftige Generationen lebendig und erlebbar zu erhalten. „Moderne Technologien ermöglichen es uns, das kulturelle Erbe Europas in einer Detailtiefe zu bewahren und zugänglich zu machen, die bisher undenkbar war“, resümiert Pedro Santos.

Weiterführende Informationen: https://www.igd.fraunhofer.de/de/branchen/kultur-und-kreativ.html 

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Ausgezeichnet! Zwei neue UNESCO-Welterbestätten für Kanada – Anticosti in Québec & Tr’ondëk-Klondike im Yukon

Die UNESCO nahm die zur Provinz Québec gehörende Insel Anticosti im Sankt-Lorenz-Golf sowie die Region Tr’ondëk-Klondike im Yukon-Territorium in ihre Liste schützenswerter Natur- & Kulturstätten auf.

BildDie Insel Anticosti in Québec errang den Titel vor allem wegen ihrer einzigartigen Fossilien. Die Insel beherbergt den umfassendsten Fossilienbestand von Meereslebewesen, die vor 447 bis 437 Millionen Jahren existierten. Dieser Abschnitt der Erdgeschichte ist mit der Anticosti-Insel damit erstmals auf der Liste des UNESCO-Welterbes vertreten. Die Fossilien der Insel gelten auch als ein Beleg für das erste globale Massensterben von Tieren auf der Erde. Veränderungen des globalen Klimas und der Anstieg des Meeresspiegels verursachten seinerzeit am Ende des sogenannten Ordoviziums das Aussterben fast aller Meeresbewohner des Planeten.

Bislang wurden auf der Anticosti-Insel (Île d’Anticosti) rund 1.140 fossile Arten aus der fraglichen Periode entdeckt – eine wahre Fundgrube für Paläontologen aus aller Welt. Auch sonst bietet die Insel Naturwunder in Hülle und Fülle: tiefe Schluchten, hohe Wasserfälle und zahlreiche Höhlen. Auf der Insel wohnen derzeit nur etwa rund 200 Menschen. Bekannt ist sie auch für ihre üppige Population an Rotwild. Anticosti umfasst mehr als 9.200 Quadratkilometer Fläche und hat eine Küstenlinie von mehr als 550 Kilometern.

Die Region Tr’ondëk-Klondike liegt rund um die alte Goldgräberstadt Dawson im Yukon-Territorium in der Subarktis Kanadas. Ausgezeichnet wurde die Region vor allem wegen ihres reichen indigenen Erbes. Im Fokus stehen dabei die Geschichte und die Erfahrungen des Tr’ondëk Hwëch’in-Volkes, das seit tausenden Jahren an den Ufern des Yukon River lebt. Die Lebenswelt der indigenen Bewohner veränderte sich dramatisch, als in der entlegenen Region am Ende des 19. Jahrhunderts der Klondike Goldrausch ausbrauch und Glücksritter aus aller Welt dort nach Mineralien und neuem Wohlstand suchten.

Ausgewählt als Welterbestätten wurden acht Standorte am Yukon River und Blackstone River, die insgesamt 334 Hektar umfassen. Sie veranschaulichen verschiedene Aspekte der Kolonisierung des Gebietes. Einige der Orte stehen für den kulturellen Austausch zwischen der indigenen Bevölkerung und den Siedlern. An anderen wiederum passten sich die Tr’ondëk Hwëch’in an die koloniale Präsenz an. Beliebt bei Besuchern ist die Region rund um Dawson wegen ihrer indigenen Kultur, den weiten und wilden Naturlandschaften und der einmaligen Geschichte des Goldrausches in Nordamerika.

Anticosti und Tr’ondëk-Klondike gehören damit jetzt zu einer wachsenden Liste an UNESCO-Welterbestätten in Kanada. Besonders populär wegen ihrer gewaltigen Naturlandschaften sind unter anderem die Nationalparks Banff, Jasper, Yoho und Kootenay in den Rocky Mountains sowie Wood Buffalo und Waterton Lakes in Alberta. Auch urbane Stätten befinden sich auf der UNESCO-Liste: In Kanada gehören dazu unter anderem die Altstadt von Québec, die historische Fischersiedlung Lunenburg in Nova Scotia sowie der Rideau Canal zwischen der Hauptstadt Ottawa und Kingston am Ontario-See.

Federführend bei der Umsetzung der Welterbekonvention in Kanada ist Parks Canada, eine Regierungsorganisation, die sich um den Schutz des bedeutsamen Kulturbesitzes und Naturerbes kümmert. Parks Canada verwaltet zwölf der jetzt 22 kanadischen Welterbestätten.

Informationen für die Redaktion:
Bilder zur PM gibt es hier. Details zu allen neuen Welterbestätten finden sich auf den Seiten der UNESCO.

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