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Versteigerung einer Theateraufführung – Der Wert von Kunst und ihres Besitzes als Ausgangspunkt

Lea Kukovicic: Performance Auktionshaus FORESALE – Versteigerung der Theateraufführung „Ich Kann Nicht Anders“ von Beton Ltd. im Rahmen des Mladi Levi Festivals, Ljubljana

BildLea Kukovicic studierte Dramaturgie an der Akademie für Theater, Rundfunk, Film und Fernsehen (AGRFT) mit Master-Abschluss in Regie an der Theaterfakultät der Akademie der Darstellenden Künste in Prag (DAMU). Sie ist Theatermacherin, aber ihre Arbeit ist von der Verfahrensweise der zeitgenössischen bildenden Kunst geprägt; in ihren Kreationen konzentriert sie sich auf die direkte Wirkung von Kunst auf Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Kukovicic nimmt das leidige Thema von Wert der Kunst und ihres Besitzes als Ausgangspunkt. Sie setzt sich nicht mit dem Thema auseinander, um für die Befreiung des Theaters von Marktlogik und monetärer Wertung zu kämpfen, sondern treibt die neoliberale Logik auf die Spitze. Sie konzipierte und gründete das FORSALE Performance Auction House als konzeptionelles Kunstwerk zur Radikalisierung der Theaterökonomie und als Antwort auf die Frage nach dem Wert von Theateraufführungen heute. 2021 wurde FORSALE zum weltweit ersten Auktionshaus, das Theateraufführungen versteigert.

Das Auktionshaus FORSALE Performing Arts bietet einen gesellschaftlich eleganten und verführerischen Einstieg in eine komplexe und mehrdeutige Welt, in der Realität und Fiktion in den Bereichen Theater, Recht und Wirtschaft ineinandergreifen.

Das Publikum wird animiert, potenzieller Kunde zu werden, Eigenverantwortung hautnah zu erleben und zu erfahren, was es bedeutet, Performativität zu besitzen. Das Auktionshaus FORSALE Performing Arts möchte unerschlossene Ressourcen auf dem Weltmarkt evaluieren, dann mit seinem rechtlichen, ökonomischen und philosophischen Rahmen möchte dem Neoliberalismus eine Lektion erteilen, indem es Privatisierung nutzt, um das Gemeinwohl am Leben zu erhalten.

Die erste Versteigerung einer Theateraufführung fand beim Maldi Levi Festival, Ljubljana 2021 statt. Die Aufführung „Ich kann nicht anders“ von Beton Ltd. wurde in 9 Lose aufgeteilt und bot eine einmalige Gelegenheit, etwas zu erwerben, was bis dato nicht möglich war. Es servierte die Möglichkeit, eine ganz eigene Version der À la Cart-Performance zu bestellen und Mitgestalter der Show zu werden, die im Rahmen des Festivals aufgeführt wurde. Über den Einstandserfolg von 2/3tel der veräußerten Lots zeigten sich die Künstlerin Lea Kukovicic und die Produzentin des Auktionsunternehmens Alma R. Selimovic zufrieden. Die Hoffnung auf Erweiterung und internationale Anerkennung wird eine Aktion während der kommenden Dubai Weltausstellung im Herbst des Jahres zeigen.

Das internationale Festival Mladi Levi ist eine der bekanntesten jährlichen Veranstaltungen des Bunker-Instituts, das seit 1998 zu Ende des Sommers aktuelle Bühnenkünstler aus der ganzen Welt nach Ljubljana bringt. Es zeichnet sich durch ein anspruchsvolles künstlerisches Profil aus, im Rahmen von zeitgenössischem progressivem Theater und ist stolz auf seinen Ruf, junge Talente zu entdecken.

Eine unverwechselbare Atmosphäre zeichnet dieses Festival aus, geprägt von Kreativität und lebendigem Geist, neugierigem Publikum und sozialem Charakter,.

Mladi Levi schafft einen lebendigen Ort der Begegnung mit stetigen Überraschungen und öffnet sich kontinuierlich für ausländische Künstler und Gäste, die Freude an der Kunst haben und zeitgenössische künstlerische oder gesellschaftliche Themen vorantreiben. Es ist ein Platz für Austausch sowie eine Wiege neuer Ideen, Freundschaften und Kooperationen, die in ihrem Wachstum häufig über lokale Grenzen hinausgehen.

Nach der endlos langen, durch die Pandemie bedingten Auszeit präsentierte BUNKER eine neue, noch lebendigere MLADI LEVI Ausgabe im August 2021.

Weitere Informationen unter www.performanceforsale.com

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TRIGGER 2021 – gelungene Corona(+) Performance Edition in Ljubliana

Die jährliche Showcase-Plattform TRIGGER der unabhängigen slowenischen Theaterszene, fand Corona gerecht ab Ende Mai 2021 in Maribor und Ljubljana (SLO) statt. Ein Bericht von Dieter Topp.

BildZur Zeit wollen ca. 70% der Bevölkerung des EU-Staates Slowenien nicht mehr die populistische Regierung von Janez Jansa nach ungarischem Vorbild. Die „Orbanisierung“ hatte mit der Corona-Krise im vergangenen Jahr das kleine, beschaulich daher kommende Land überrollt. Zuerst mussten die Medien dran glauben, die führenden Köpfe musealer Einrichtungen folgten, die von der Pandemie gebeutelte Kultur steht jetzt im Fokus. Allen voran fürchtet die unabhängige Theaterszene -in keinem Land heutzutage mehr wegzudenken- um ihre Existenz. Die slowenischen Populisten wollen unbedingt noch die turnusmäßige, kommende EU-Präsidentschaft.

Kein guter Ausblick auf die Zukunft. Umso wichtiger erscheint der Blick auf die Verbliebenen.

Die Showcase-Plattform TRIGGER der unabhängigen slowenischen Theaterszene, fand ab Ende Mai 2021 in Maribor und Ljubljana (SLO) statt. Sie konzentrierte sich auf eine Zukunft der Internationalisierung inmitten gesundheitlicher, sozialer, ökonomischen und ökologischer Krisen.

TRIGGER ist eine Plattform für zeitgenössische performative Künste. Das Glej Theatre Ljubljana entwickelte diese zusammen mit Center for Creativity, Moment, Bunker Ljubljana, Pekinpah, Mladinsko Theatre und Maska (The New Post Office Programm) und City of Women. Mit dieser Plattform soll eine notwendige Stärkung der Kompetenzen unabhängiger Produzenten und Künstler Sloweniens vorangebracht werden. Dies gilt insbesondere für den Bereich Internationalisierung und internationale Verbindungen.

TRIGGER kombiniert einen Showcase von Performances mit Potenzial für den internationalen Markt, Diskussionsreihen, Vorträge und Workshops mit Kuratoren internationaler Festivals, Agenten und Spezialisten für Vertrieb und internationale Zusammenarbeit.

In Zeiten der Suche nach neuen Formen des Zusammenseins ergab sich heuer die Möglichkeit, gewagte Vorstellungen, inspirierende Künstler, herausfordernde Workshops und interessante Gespräche mit Künstlern und Produzenten aus Slowenien kennenzulernen.

Hier eine Auswahl
Das Programm von TRIGGER 2021 bot mehr als ein Dutzend Vorstellungen, eine Konferenz zur Dezentralisierung der Künste in Maribor, einen Vortrag zum Thema der zeitgenössischen Performance-Szene in Slowenien, sowie die Präsentation des internationalen Projekts RESHAPE samt Workshop „Reshape the Arts: A Collective Tarot Reading“ …

Die RESHAPE-Methode
Künstler und Kunstschaffende, die nachweislich mit alternativen Methoden und Modellen experimentiert haben, kamen zusammen, um sich konkrete, realistische und nachhaltige Lösungen für die großen Herausforderungen des Kunstsektors vorzustellen, ein Umgestaltungsprozess und Arbeitsmethoden, um Ideen und Prototypen für alternative Praktiken zu formulieren.

„Da deutlich wird, dass Festival- / Meeting- / Konferenz- / Performance-Hopping weder nachhaltig noch möglich ist, suchen wir nach neuen Formen der langfristigen Zusammenarbeit auf nationaler und internationaler Ebene. In Anlehnung an die (post)jugoslawische Tradition weit verbreiteter Kulturzentren in lokalen Gemeinschaften bringen wir lokale und internationale Vertreter von außerstädtischen Festivals, Residenzzentren und Kulturzentren zusammen. Wir möchten uns fragen, wie wir eine dezentralisierte und nachhaltige Kunstgemeinschaft schaffen können, eine Programmpolitik, die die Realität vieler Zentren widerspiegelt und Meinungen und Erfahrungen über die Arbeit außerhalb der politischen, finanziellen und hyperproduzierenden Realitäten austauschen, auf der Suche nach echten und langjährigen Beziehungen zu verschiedenen Gemeinschaften und Publikum“, so die Veranstalter.

Dazu diskutierten Festivalverantwortlice aus der Tschechischen Republik, Frankreich, Spanien Italien, Slowenien und brachten ihre Erfahrungen ein.

KENNENLERNEN
Rok Bozovicar und Pia Brezavscek von Maska Ljubljana: Slowenische darstellende Kunstszene // Präsentation
Ein bisschen darüber, wer wer ist und was was ist, wurde angekündigt, ein Gesamtabriss über den staatlichen Versuch, Kultur gleichzuschalten, folgte.

Natasa Zivkovic bot mit SONNY eine bitterböse Tour in die Tiefen der Balkan-Gender-Mythen, um dem Zuschauer die Überlebensfähigkeiten in der Männerwelt zu triggern. (P: City of Women, Koproduktion: Bunker Ljubljana)

Mit ihrer interaktiven Installation „Archiv der Selbstversorgung“ führten Tery Zezelj und Ivana Vogrinc Vidali auf eine unterirdische Tour in den dunklen Untergrund derer von uns, die die Umweltkrise verursacht haben, die sie spüren und deren Welt zu Ende geht (P: Bunker Ljubljana).

Wenn die Zeit aufhört, beginnt das Warten. Sobald der Moment gekommen ist, sind wir bereits seine Macher, so das Projekt von Leja Jurisic und Miklavz Komelj: „Es ist unmöglich, umsonst zu warten… “ (P: Glej Theater, Pekinpah und Leja Jurisic)

Vito Weis, Bad Company, war ein aktuelles Destillat des Zeitgeistes, das dringend ein Publikum braucht. Ohne Publikum? Nicht auszumalen, wohin das führen könnte. ((P: The New Post Office (Mladinsko Theatre und Maska Ljubljana), Moment))

„Ich kann nicht anders“ (P: Bunker, Ljubljana )
„Die Welt um uns herum ist gesättigt mit Ereignissen, gesättigt mit Veränderungen, und wenn es eine Konstante gibt, ist es momentane Unsicherheit. Wir spüren die Veränderungen, aber was sie sein werden, ist noch nicht klar. Eine mögliche Strategie, um die ohrenbetäubende Lautstärke der Welt zu bekämpfen, besteht darin, sich in die eigene Welt zurückzuziehen. Es ist keine Kapitulation, sondern die Verteidigung des eigenen intimen Territoriums vor der Außenwelt. Ein Rückzug in die Intimität, in die Chance einer Freiheit und die Möglichkeit einer Utopie“, so die Autorenpoetik des Kollektivs Beton Ltd. (Katarina Stegnar, Branko Jordan, Primoz Bezjak). Sie markierten die Suche nach persönlichen Einträgen in globale Themen.

JUBILEE! (P: Glej Theater, Moment, Zavid Odprti)
Egal wie sehr sie sich bemühen, es gibt einige Sünden, die der Staat niemals wegwaschen kann. Ein gewagtes Abenteuer in die Geburt einer Nation durch das Brennglas zweier Drag-Darsteller.
Noch selten hat man eine derart künstlerische Drag-Performance im Etno-Folklore-Stil gesehen!!!
The Affluent Drag Ensemble (ADE): Rok Kravanja, Daniel Petkovic, Urban Belina, Ajda Tomazin

Uros Kaurin, Vito Weis: Hero 3.0 – More Than Words
Nach dem weltweiten Erfolg von Hero 2.0 kann da noch was kommen? Ja! Da geht noch was:
„Es mag so klingen, als ob die Zuschauer danach nichts mehr sehen oder sagen müssen, denn diese beiden aufregenden Darsteller, die diesmal Grenzen ihrer (und des Publikums) Fähigkeiten weit überschreiten, machen, dass die Besucher von ihnen noch mehr wollen“, versprach das Programmheft. Das Publikum wurde geradezu überrollt.
(P: Moment, co-production PTL, II. gimnazija Maribor Secondary School, Bunker Ljubljana, Desirée Central Station)

Den Abschluss der Plattform und des Überblicks bildeten Leja Jurisic und Marko Mandic mit TOGETHER. In gewagten sechs Stunden boten die beiden Darsteller Hunderte von Situationen jenseits der Grenzen des Möglichen.
(P: Pekinpah und Via Negativa, Koproduktion: Kino Siska)

Weitere Programmdetails und Ansprechpartner via bunker.si

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